Glutenunverträglichkeit ganz einfach von zu Hause aus diagnostizieren – viele Tests versprechen das. Damit treffen die Schnelltests einen Nerv, denn immer mehr Menschen meinen, an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden. Neun Prozent der Deutschen gaben 2014 bei einer Umfrage an, an einer Glutenunverträglichkeit oder Glutenintoleranz zu leiden – tatsächlich schätzen Experten die Häufigkeit einer Glutenunverträglichkeit in der Bevölkerung unter einem Prozent.
Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG) weist allerdings darauf hin, dass „Schnelltests aus der Apotheke letztendlich keine zuverlässigen Ergebnisse liefern.“ Nur eine Magenspiegelung mit Dünndarmbiopsie bringe Sicherheit, es sei daher entscheidend, dass ein Facharzt die abschließende Diagnose Zöliakie stelle und die Behandlung durchführe.
„Ernähren sich gesunde Menschen rein vorsorglich glutenfrei, kann dies im schlimmsten Fall zu Fehlernährung und Mangelerscheinungen führen“, wird Dr. Stephanie Baas, medizinische Beraterin der DZG, in einer Mitteilung der Gesellschaft zitiert. Somit ist bei den meisten Menschen eine Diät überflüssig.
Eine glutenfreie Ernährung ist für Betroffene bisher die einzige Möglichkeit, die Symptome dauerhaft zu lindern. Ausgelöst wird die Glutenunverträglichkeit bei genetisch vorbelasteten Menschen durch den Verzehr von Gluten in Weizen, Gerste, Roggen oder Dinkel.
Doch was ist mit den all den Anderen, die zu glutenfreien Lebensmitteln greifen? Gesundheit gehört heute zum guten Ton. Viele Verbraucher kaufen glutenfreie Nahrungsmittel mit dem Gedanken, sich damit gesund zu ernähren: Der Inhaltsstoff Gluten hat ein ähnlich ungesundes Image wie Fett und Kohlenhydrate. Daran ist die Lebensmittelindustrie nicht ganz unschuldig. So hat die Verbraucherzentrale HH herausgefunden, dass ein als gluten- und laktose-frei deklariertes Schwarzbrot 383 Prozent teurer war als ein normales Schwarzbrot.